Pressemitteilung: Hohe Kommunalverschuldung führt zu aktivem Portfoliomanagement und verstärkter Nutzung von Plattformen
Pressemitteilung: Hohe Kommunalverschuldung führt zu aktivem Portfoliomanagement und verstärkter Nutzung von Plattformen
Pressemitteilung
Umfassende Studie zeigt: Hohe Kommunalverschuldung führt zu aktivem Portfoliomanagement und verstärkter Nutzung von Plattformen
Frankfurt am Main, 10. Juni 2020 – Die fiskalische Situation zahlreicher Kommunen in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren vor dem Hintergrund gestiegener Steuereinnahmen und einer sinkenden Zinsbelastung weiter entspannt. Die Coronakrise jedoch könnte die Haushaltssituation der deutschen Städte und Gemeinden wieder verschärfen. Im Zins- und Schuldenmanagement sehen Kommunen vor allem Herausforderungen im sozialen Bereich und durch fehlende Steuereinnahmen. Ein aktives Zins- und Schuldenmanagement ist zur strategischen Steuerung in den Kommunen weit verbreitet. Weniger als die Hälfte der Kommunen agieren portfolio-, etwas mehr als die Hälfte einzelkreditorientiert. Eine Gegenüberstellung mit den Schuldenklassen zeigt, dass nicht nur hoch verschuldete Kommunen ein aktives Schulden- und Zinsmanagement betreiben. Zu diesen Ergebnissen kommt die empirische Studie „Kommunales Zins- und Anlagenmanagement in Zeiten digitaler Plattformen“, die das KOWID Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge an der Universität Leipzig in Kooperation mit der ING, komuno und S-Kompass von Giro Solution (Sparkassen-Finanzgruppe) durchgeführt hat. Unterstützt wurde die Studie vom Deutschen Städte- und Gemeindebund.
Kommunalfinanzierung und Zinsmanagement
Der finanzielle Spielraum bezüglich liquider Mittel wird nur von einem Fünftel der Kommunen mittelfristig als hinreichend betrachtet. Mehr als die Hälfte der befragten Kommunen sehen ihren Spielraum als begrenzt an, während wiederum ein Fünftel angibt, künftig überhaupt keinen finanziellen Spielraum zu verfügen. Bezogen auf die von den Kommunen geplante Aufnahme von Investitionskrediten lässt sich aus den Studienergebnissen ablesen, dass
74 Prozent der befragten Kommunen Kredite in einem größeren Ausmaß als in den vergangenen fünf Jahren aufnehmen wollen und nur 7 Prozent in einem niedrigeren Volumen. Das günstige Zinsumfeld reizt demnach durchaus zur Kreditaufnahme an. Lediglich 16 Prozent der befragten Kommunen geben an, keine weiteren investiven Kredite beantragen zu wollen.
Die Folgen des Niedrigzinsumfeldes
Das Niedrigzinsumfeld im Zins- und Schuldenmanagement von Kommunen ist ambivalent zu bewerten: Einerseits können Zinsausgaben eingespart werden, was insbesondere hoch verschuldeten Kommunen zu Gute kommt, andererseits fallen Zinserträge bei Anlage von Finanzvermögen niedrig aus. Die befragten Kommunen sehen die Auswirkungen zu zwei Dritteln positiv, weil sie mittels der Umschuldung ihrer langfristigen Verbindlichkeiten eine Zinsersparnis erreichen können. Lange Zinsbindungen werden von Kommunen bevorzugt, hierbei besteht allerdings eine Abhängigkeit von der Gesamtverschuldung. Mit wachsendem Schuldenstand steigt das Interesse an längeren Zinsbindungen. Kapitalmarktinstrumente wie Schuldscheindarlehen und Anleihen spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Anlagemanagement von Finanzvermögen
Das kommunale Finanzvermögen ist, analog zur Verschuldungssituation, äußerst heterogen verteilt. Kommunen sehen sich aus Anlagegesichtspunkten gut informiert, dennoch sind dezidierte Anlagerichtlinien bei relativ wenigen Kommunen vorhanden. Aktives Anlagensteuerungsmanagement ist geringer repräsentiert als beim Zins- und Schuldenmanagement. Nachhaltige Investments und ausgewogene Sicherheits-Ertrags-Verhältnisse werden noch nicht ausreichend von den Gemeinden und Städten genutzt. Nachhaltige Investments im Anlagemanagement gewinnen an Bedeutung, hier mangelt es aber noch an Erfahrung.
Bedeutung von Kredit- und Vermittlungsplattformen
Online-Vermittlungsplattformen gewinnen vor allem bei stärker verschuldeten Kommunen zunehmend an Bedeutung, die so ihren Handlungsspielraum verbreitern. Jedoch hemmen fehlende Bedarfe die flächendeckende Nutzung von Vermittlungsplattformen. Bei der Nutzung der digitalen Plattformen dominieren investive Kommunalkredite. Ein breiterer Zugang zu Darlehensgebern ist das zentrale Argument für Vermittlungsplattformen, aber auch Zeit- und Transaktionskostenersparnis sind Gründe. Die Hälfte der Gemeinden plant, Plattformen künftig mit einem stärkeren diversifizierten Fokus zu nutzen.
Die komplette Studie mit den Detailergebnissen können Medienvertreter bei den Medienkontakten der Studienpartner anfordern.
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Mit über 9,5 Millionen Kundinnen und Kunden ist die ING die drittgrößte Bank in Deutschland. Kernprodukte für Privatkunden sind Girokonten, Baufinanzierungen, Spargelder, Verbraucherkredite und Wertpapiere. Bei der Kreditvergabe an kleine und mittelgroße Firmen arbeitet die ING mit der Online-Plattform Lendico zusammen und im Bereich Wholesale Banking bietet das Institut Bankdienstleistungen für große, international operierende Unternehmenskunden an: Neben klassischen Bankprodukten wie Corporate Lending und Transaction Services ist die ING im Firmenkundengeschäft ein weltweit führender Anbieter für strukturierte Projektfinanzierungen, die mit innovativen Kapitalmarktlösungen ergänzt werden.
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Die komuno GmbH ist Anbieter von komuno, der digitalen Plattform für Kommunalkredite. komuno bringt kommunale Haushalte und Darlehensgeber zusammen. Städte, Gemeinden und Zweckverbände platzieren ihre Kreditausschreibungen kostenfrei bei Finanzinstituten ihrer Wahl, Finanzinstitute geben rechtsverbindliche Angebote ab. Die Plattform verfügt über zahlreiche Funktionen und Schnittstellen, die analoge Arbeitsschritte erleichtern – schnellere und verlässlichere Prozesse, Revisionssicherheit, Abschlussdokumentation auf Knopfdruck und eine hohe Reichweite aufgrund ihres hervorragenden Marktzugangs. komuno, seit September 2018 am Markt aktiv, ist ein Joint Venture der Helaba Digital GmbH & Co. KG und der Lucht Probst Associates GmbH.
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Die GiroSolution ist das Kompetenzcenter für E-Government der Sparkassen-Finanzgruppe und stellt Kommunen, Behörden und kommunalnahen Unternehmen digitale Lösungen für die Umsetzung von Digitalisierung, Bürgerwünschen und Gesetzesvorgaben zur Verfügung. Über die Multi-Bezahlplattform GiroCheckout können die Kunden diverse Online-Bezahlverfahren, wie z. B. giropay, paydirekt, Kreditkarte oder Lastschrift in ihren Bürgerportalen integrieren, anbieten und abwickeln.
Mit S-Kompass bietet die GiroSolution eine Software zum kommunalen Portfoliomanagement an, die kommunale Institutionen bei der Steuerung und Planung von Darlehen und Derivaten unterstützt. Gleichzeitig haben Kommunen jederzeit einen Überblick über ihre Zins- und Tilgungszahlungen. Aktuell ist S-Kompass bereits bei mehr als 380 Kunden bundesweit im Einsatz. Seit 2013 wird die Software gemeinsam mit Kommunen entwickelt: Heute können Kämmereien und Finanzabteilungen ihre Prozesse rund um das Schuldenmanagement mit S-Kompass optimieren und Entscheidungs-grundlagen stärken.